So gestaltest du einen sicheren, gesunden Rückzugsort für deine Pferde im Herbst
Der Unterstand ist das Herzstück jedes Offenstalls – der Ort, an dem Pferde Schutz suchen, ruhen und soziale Nähe erleben. Gerade im Herbst, wenn Wind, Regen und Temperaturschwankungen zunehmen, wird er zur zentralen Komponente des Wohlbefindens.
Doch viele Offenstall-Unterstände sind entweder zu offen (keinen echten Schutz bietend) oder zu geschlossen (mit Feuchtigkeits- und Schimmelproblemen). Die Herausforderung liegt darin, einen guten Mittelweg zu finden: Schutz vor Wind und Wetter – aber gleichzeitig ein gesundes Stallklima mit ausreichend Luftzirkulation.
Ein durchdacht gebauter Unterstand ist nicht nur wichtig für die Pferdegesundheit, sondern erleichtert auch die tägliche Pflege, verhindert Stress in der Herde und verlängert die Lebensdauer der gesamten Anlage.
Warum der richtige Unterstand im Herbst so wichtig ist
Im Offenstall sind Pferde rund um die Uhr den Witterungsbedingungen ausgesetzt. Sie sind zwar robust, aber Dauerfeuchtigkeit, Wind und Zugluft können schnell zu Problemen führen: verspannte Muskulatur, Atemwegsreizungen oder Hautkrankheiten wie Mauke oder Pilzbefall.
Ein funktionaler Unterstand:
- schützt vor Wind, Regen und Schneefall,
- bietet trockene, trittsichere Liegeflächen,
- sorgt für gutes Stallklima und Belüftung,
- erlaubt rangniedrigeren Tieren Rückzugsmöglichkeiten.
Merke: Pferde brauchen keinen „Wohnzimmerkomfort“, aber sie brauchen Wetter- und Sozialschutz, um sich wohlzufühlen.
1. Die richtige Größe – Platz für alle Herdenmitglieder
Einer der häufigsten Fehler ist, dass der Unterstand zu klein dimensioniert ist. Gerade bei größeren Gruppen kommt es dann zu Stress, weil ranghöhere Pferde den Zugang blockieren.
Faustregeln:
- 3–4 m² pro Pferd als absolutes Minimum
- 10–12 m² pro Pferd, wenn Tiere auch liegen sollen
- Fluchtwege & Rangordnung berücksichtigen: mindestens 3 m Ein- und Ausgangsbreite
Praxis-Tipp: Für Herden mit mehr als 5 Pferden sind zwei getrennte Unterstände besser als ein großer. Das reduziert Konflikte und gibt rangniedrigeren Tieren mehr Sicherheit.
2. Bauweise & Materialwahl – Stabilität trifft Klima
Bei der Materialwahl geht es nicht nur um Stabilität, sondern auch um Klimaverhalten, Pflege und Sicherheit.
Geeignete Materialien:
- Holz: atmungsaktiv, natürlich, optisch ansprechend; benötigt jedoch Pflege gegen Feuchtigkeit.
- Sandwichplatten: isolierend, witterungsbeständig, pflegeleicht, aber teurer.
- Planen- oder Zeltunterstände: günstig, flexibel, aber nur für leichte Nutzung oder als Zusatzunterstand geeignet.
Boden & Fundament:
- Leichtes Gefälle (1–2 %) nach außen für Wasserabfluss
- Untergrund befestigen: Paddockplatten, Pflaster oder Schotter-Sand-Gemisch
- Rutschfeste Liegefläche: Gummimatten, Sand, Strohhäcksel
Tipp: Die Bodenfläche sollte täglich abtrocknen können, sonst drohen Mauke und Hufprobleme.
3. Windschutz ohne Luftstau – das richtige Klima
Einer der häufigsten Denkfehler: „Je dichter, desto besser.“ Doch Pferde brauchen Luftzirkulation. Stauende Feuchtigkeit und schlechte Belüftung führen schnell zu Kondenswasser, Schimmel und muffiger Luft.
Die perfekte Belüftung:
- Drei geschlossene, eine offene Seite – klassischer, bewährter Aufbau
- Öffnung nicht direkt gegen die Hauptwindrichtung
- Dachüberstand mindestens 1 m nach vorne, damit kein Regen hineinschlägt
- Zusätzliche Lüftungsschlitze unter dem Dachfirst oder an Rückwänden
Tipp: Prüfe die Hauptwindrichtung deines Standorts (z. B. über Windrose oder Wetterdienst) und richte den Eingang entgegen dieser Richtung aus.
4. Trocken bleiben – Regen, Matsch & Feuchtigkeit vermeiden
Regenwasser, das vom Dach abläuft, kann den Boden vor dem Unterstand in eine Matschfläche verwandeln – ein echtes Ärgernis.
Vermeide das durch:
- Regenrinnen & Ablaufrohre anbringen, Wasser gezielt ableiten
- Kiesstreifen oder Drainageschicht vor dem Eingang
- Paddockplatten im Eingangsbereich
- Abdichtung unter den Wänden, um Feuchtigkeit von unten zu verhindern
Tipp: Ein „Trockenzugang“ (z. B. 2–3 m befestigter Weg bis zum Unterstand) verhindert, dass Pferde Matsch hineintragen.
5. Komfort & Funktionalität – Wohlfühlen und Sicherheit
Ein Unterstand ist kein Stall, aber er sollte so gestaltet sein, dass sich Pferde dort sicher und wohlfühlen. Das gilt besonders für rangniedrige Tiere, die sich häufig nicht trauen, hineinzugehen.
Achte auf:
- Mehrere Eingänge bei großen Gruppen
- Keine scharfen Kanten oder hervorstehenden Schrauben
- Helle Innenflächen – Pferde mögen es, wenn sie gut sehen können
- Rutschfeste, trockene Liegeflächen – regelmäßig kontrollieren und reinigen
- Beleuchtung bei Dunkelheit (LED, blendfrei, energiesparend)
Praxis-Tipp: Biete visuelle Abtrennungen (z. B. Holzbalken oder halbe Wände) an, um Pferden ein Gefühl von Rückzug zu geben, ohne sie zu isolieren.
6. Pflege & Wartung im Herbst
Selbst der beste Unterstand bleibt nur dann funktional, wenn er gepflegt wird. Feuchtigkeit, Schimmel und beschädigtes Material gefährden nicht nur die Gesundheit der Pferde, sondern auch die Stabilität der Konstruktion.
Wartungs-Checkliste:
- Dach auf Undichtigkeiten prüfen
- Rinnen & Abläufe reinigen
- Holz auf Fäulnis oder Schimmel kontrollieren
- Bodenpflege: Unebenheiten ausgleichen, trockene Einstreu nachfüllen
- Belüftungsschlitze offenhalten
Tipp: Plane im Herbst eine „große Unterstands-Inspektion“ – am besten, bevor die Dauerregenzeit beginnt.
Ein guter Unterstand ist das Herzstück der Offenstallhaltung – vor allem in der Übergangszeit zwischen Sommer und Winter. Er schützt nicht nur vor Regen und Wind, sondern beeinflusst auch das Sozialverhalten, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde.
Das Ziel ist nicht absolute Dichtigkeit, sondern ein ausgewogenes Klima: trocken, luftig, hell und sicher. Wenn du regelmäßig kontrollierst, Feuchtigkeit ableitest und genügend Platz bietest, schaffst du eine Wohlfühloase, die Pferde bei jedem Wetter gern nutzen.
